Aktuelle Kardiologie 2025; 14(04): 288-293
DOI: 10.1055/a-2606-7053
Kurzübersicht

Mehr als nur Wärme: Wie braunes Fettgewebe unsere Gefäße schützen könnte

More than Just Heat: How Brown Fatty Tissue Could Protect Our Blood Vessels
Tim Hollstein
1   Institut für Diabetologie und klinische Stoffwechselforschung, UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland
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Zusammenfassung

Braunes Fettgewebe (BAT) wandelt Nahrungsenergie direkt in Wärme um und rückt aufgrund seiner positiven Effekte auf den Glukose- und Lipidstoffwechsel zunehmend in den Fokus der kardiometabolischen Forschung. Aktuelle Studien deuten auf eine inverse Korrelation zwischen BAT-Aktivität und dem Risiko für Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie, Hypertonie sowie atherosklerotische Erkrankungen hin. Die Aktivierung von BAT durch Kälte, spezifische Nahrungsbestandteile oder pharmakologische Ansätze könnte somit eine neue Strategie zur Prävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen darstellen. Insbesondere die Rolle von BAT-sezernierten Batokinen und die Möglichkeit, perivaskuläres Fettgewebe zu „bräunen“, eröffnen vielversprechende Perspektiven für die Kardiologie, auch wenn die Translation in den klinischen Alltag noch Herausforderungen birgt.

Abstract

Brown adipose tissue (BAT) converts nutritional energy directly into heat and is increasingly a focus of cardiometabolic research due to its positive effects on glucose and lipid metabolism. Current studies indicate an inverse correlation between BAT activity and the risk of type 2 diabetes, dyslipidemia, hypertension, and atherosclerotic diseases. Activation of BAT through cold exposure, specific dietary components, or pharmacological approaches could therefore represent a novel strategy for the prevention and therapy of cardiovascular diseases. Particularly, the role of BAT-secreted batokines and the possibility of “browning” perivascular adipose tissue offer promising perspectives for cardiology, although translation into clinical practice still faces challenges.

Was ist wichtig?
  • Epidemiologische Studien zeigen eine konsistente inverse Assoziation zwischen der Präsenz von aktivem braunem Fettgewebe (BAT) und der Prävalenz kardiometabolischer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes (T2DM), Dyslipidämie, Hypertonie und klinisch manifester Atherosklerose.

  • Präklinische Daten deuten darauf hin, dass aktiviertes BAT die Atheroskleroseentwicklung durch Verbesserung der Lipidprofile, insbesondere durch beschleunigte Clearance triglyzeridreicher Lipoproteine und deren Remnants, hemmen kann, vorausgesetzt die hepatische Clearance-Kapazität ist intakt.

  • Braunes Fettgewebe fungiert als endokrines Organ und sezerniert Batokine (z. B. FGF21, Nrg4), die systemische metabolische und potenziell direkt vaskuloprotektive Effekte vermitteln.

  • Die Induktion eines braunen/beigen Phänotyps im perivaskulären Fettgewebe könnte über parakrine Mechanismen direkt die Gefäßwand positiv beeinflussen und zur Reduktion der Atherogenese beitragen.

  • Kälteexposition und bestimmte pharmakologische Substanzen (z. B. Mirabegron, potenziell GLP-1-Rezeptoragonisten) können humanes BAT aktivieren und metabolische Parameter verbessern, die klinische Translation erfordert jedoch noch selektivere und sicherere Aktivatoren.



Publication History

Article published online:
06 August 2025

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